Erinnerungen an die „Fünfziger“ Jahre“ in Lust und Leid, mit „Wirtschaftswunderwelt“ in „Alte Post“ zu Neuss
Herbert Rommerskirchen [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Im Kulturforum “Alte Post“ zu Neuss gab es einen hinreißend lebendigen Abend zu sehen und hören.
Was hier junge Darsteller, vier Damen und vier Herren an sängerischem, darstellerischem, tänzerischem Können zeigten, von Temperament und Hingabe ganz zu schweigen, war frappierend und einfach umwerfend.
Das Thema des Abends, die „Wirtschaftswunderwelt“ wurde über fast 2 Stunden hinweg, ununterbrochen, gesanglich, mimisch und in körperlicher Aktion gebracht.
Hans Ennen-Köffers, der Leiter der „Alten Post“ hatte aus Schlagern der sehr jungen Frühzeit der Bundesrepublik Deutschland, dabei aber zurückgehend bis 1946 eine Revue, nein, einen Unterhaltungsabend in zündender Qualität erstellt.
Ralph Rotzoll, der musikalische Spiritus Rektor des Abends beflügelte die jungen Leute auf der Bühne zu Höchstleistungen, wirkte selbst schon beim Auftritt so, dass es (Durch verschieden lange Socken, es gab in der Anfangszeit nach dem Krieg ja nichts zu kaufen, und durch Butterbrote, im Notenbuch verpackt) wie ein Barpianist, der eine lange Nacht vor sich hat.
Toll!
Das Publikum im ausverkauften Haus jubelte schon jetzt.
Ein sorgfältig und geschickt aufgebautes Programm, viel Spaß auch neben tief Ernstem, lief reibungslos, perfekt, ab.
Es aber wurde auch etwas vom Geist des Aufbaus nach dem Krieg bemerkbar.
Da setzten sich die sogenannten Trümmerfrauen, die tagsüber Steine klopften, im Haus arbeiteten, die Kinder versorgten, einmal für eine Stunde vor das Radio und freuten sich über das, was der Rundfunk sendete, Heiteres und Ernstes, um am nächsten Tag wieder mit neuem Mut für die Zukunft zu arbeiten.
Vielleicht brachte auch nach der ersten schlimmen Zeit das aus Amerika herüber schwappende Lebensmotto „Was kostet die Welt“, verbunden mit den unzähligen Ohrwürmern, die durch den Äther kamen, in Gaststätten, bei Festen und Tanzveranstaltungen gebracht wurden, einen Teil des wirtschaftlichen Aufschwungs durch neue Lebensfreude.
Die Musik dieser Zeit verrät viel über den Zeitgeist, der klar aussagte, Paul Linke aufnehmend:
Lass den Kopf nicht hängen!
Der Abend fing für mich jedoch erschreckend an.
Schlagerrevue?
Da pfiffen abgeschossene Christbäume (Leuchtzeichen der Alliierten), da fielen und explodierten Bomben, es wurde geschossen, obwohl doch eigentlich die Stunde „0“ bereits gekommen war.
Das war dann die „Nachspeis“.
Dann Vorbereitung auf das dann wieder erstarkende und wachsende Deutschland.
Der Auftritt des Ensembles brachte die Wende .
Das Ensemble: Birgit Meyer, Manuela Kraus, Inken Loose, Nina Offer, Ramin Haijat, Gereon Breuer, Alexander Peters, Christian David Kirchhoff gab seinen Einstand.
Sie dokumentierten hohe Professionalität, totalen Einsatz für das Gebotene.
Ausflüge ins Nachkriegs- Deutschland, die berührende Suche einer Frau nach ihrem vermissten Mann, umschwenkend in die melodiöse Schlagerwelt dieser Zeit, in der nicht gekreischt und mit dem Hintern, der Stelle, wo der Rücken aufhört, einen anständigen Namen zu führen, gewackelt wurde.
Bella Italia, die Sehnsucht der Deutschen, wurde besungen, Nierentische auf der Bühne, die Isetta erstand in der Phantasie der Zuschauer, alles ist wunderbar abgestimmt.
Auch böse Songs brachten verdienten Sonderapplaus für die einzelnen Mitwirkenden.
Vielen Zuschauern ging natürlich bei Catarina Valentes Hits besonders das Herz auf.
Ich habe es eigentlich, selbst in Häusern wie der herrlichen „Komödie in der Steinstrasse“ zu Düsseldorf nicht oft erlebt, dass das Publikum, bunt gemischt aus alt und jung alle Stücke mitsang und bejubelte.
Die Darsteller auf der Bühne waren so bei der Sache, dass man manchmal um Stimmbänder und Beine fürchtete.
Hohe Anerkennung für eine hochprofessionelle Leistung der jungen Leute.
Ein wunderbarer, nicht so erwarteter Abend, aus dem man nach Tages Last und Ärger beschwingt, immer noch summend und guter Laune nach Hause fuhr.