Solidarität und eine „Mauer“ zum Klagen • Teilnehmer an der Mai-Kundgebung trotzten Dauerregen
Herbert Baumann [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[03.05.2017] Und es gibt sie doch noch, die Solidarität. Viele Besucherinnen und Besucher der Mai-Kundgebung auf dem Marktplatz in Rheydt-Mitte haben sich am Infostand des Gladbacher Arbeitslosenzentrums (ALZ) in Unterschriftenlisten eingetragen.
Gemeinsam fordern sie so den Erhalt des Zentrums an der Lüpertzender Straße gegenüber den Roermonder Höfen.
„Ich dachte, die ganze Standort-Diskussion sei längst zu Ende, und ihr könntet da weitermachen, wo ihr schon so lange für Menschen ohne Arbeit da seid“, meinte eine städtische Angestellte.
Kopfschüttelnd hörte sie sich die Aussagen von ALZ-Leiter Karl Sasserath an.
Der erklärte ihr und umstehenden Zuhörern, dass die Zukunft des ALZ weiterhin nicht geklärt ist.
„Wir sind viele, wir sind eins“ war das Motto der traditionellen Mai-Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes, DGB.
Dass des diesmal nicht so viele waren wie im Vorjahr, hatte wohl auch mit dem Dauer-Regen-Wetter zu tun.
Dennoch: Nicht nur DGB-Vorsitzender Hans Lehmann, sondern auch (und vor allem) Irene Schulz als Hauptrednerin der Veranstaltung machten deutlich, dass man die Arbeitnehmer nicht im Regen lassen stehen wolle.
Was die Vorstandsfrau der IG Metall anprangerte und geißelte: Weg mit dem Befristungswahn von Arbeitsverhältnissen, gerechter Lohn und ein Ende einer Steuerpolitik, die die Reichen bevorzuge.
Eine paritätisch finanzierte Krankenversicherung standen ebenso auf dem Forderungskatalog wie die Einführung der Vermögenssteuer und Korrekturen bei der Erbschaftssteuer.
Vermögenden Firmenerben hätte man damit keine größere Freude bereiten können. Hier habe die Bundesregierung auf der ganzen Linie versagt.
Wer zulasse, dass Firmenchefs ihre Millionen in Steuerparadiesen bunkerten, während Millionen Arbeitnehmer den Spitzensteuer-Satz von 42 Prozent zahlen müssten, müsse sich nicht wundern.
So schüre man einen sozialen Unfrieden.
Wer untere und mittlere Einkommen tatsächlich entlasten wolle, der müsse bei anderen – den Reichen – nehmen.
„Schön wär’s“, kommentierte das ein Zuhörer.
Dies aber trauten sich weder SPD noch CDU, so das langjährige IG-Metall-Mitglied.
Premiere auf dem Rheydter Cityplatz feierte die so genannte Klagemauer des Bündnisses für Menschenwürde und Arbeit.
Auf das mit Steinmustern versehene große Gestell können Passanten ihre Forderungen, Wünsche und Kritik zu Themen wie Arbeit, Gesellschaft, Alterssicherung usw. loswerden.
Der Regen wusch zwar so manchen kurzen Textbeitrag an der „Mauer“ aus, verwässert wurden die Statements wie „Für ein Grundeinkommen“, „Soziale Gerechtigkeit“, „Keine Hungerlöhne mehr“, „Frieden schaffen“ aber keineswegs.
Die Mauer zum Klagen, Kritisieren und Anregen kann künftig bei verschiedenen Veranstaltungen benutzt werden.
Die Beiträge werden vom Bündnis ausgewertet und in einem Forderungskatalog zum Beispiel an die Politik zusammengefasst.