Ein Fest schöner junger Stimmen “ Fortissimo“ in der Stadthalle zu Rheydt

Herbert Rommerskirchen [ - Uhr]

Junge Menschen, Musiker, Sänger, gaben ihr Debüt im Studio des Theaters zu Rheydt.

Obwohl dieses Konzert nicht angekündigt war, jedenfalls nicht in den Flyern des Theaters, war das Studio voll besetzt, doch wohl ein Zeichen der Mundpropaganda, des Interesses der musikinteressierten Bürger.

Der Besuch lohnte sich sehr, obwohl, wenn man bei der Beurteilung zugrunde legt, dass es sich hier keinesfalls um Schüler sondern um Künstler handelt,  die ein abgeschlossenes Studium vorweisen können, einige Hinweise nötig erscheinen.

 

Generell bei den Vokal-Mitwirkenden ein Hang zum unnötigen Forcieren, eine Demonstration des unzweifelhaft vorhandenen Stimmvolumens.

 

Die jungen Leute müssen in der Praxis auch lernen, sich auf die räumlichen Bedingungen, Größe und Akustik  des Raums einzustellen.

 

So war hier sehr viel zu  stark, zu laut für den kleinen Raum.

 

Eröffnet wurde der Abend mit einer Klavierversion des „Intermezzo sinfonico“ aus „Cavalleria rusticana“ von Pietro  Mascagni, offenbar ein Hinweis darauf, dass diese Oper auf dem Spielplan steht.

Leider ist dieses schöne Stück denkbar ungeeignet für Klaviersolo, es klingt nur in der ursprünglichen Fassung, so gut es auch hier gespielt wurde.

 

Damit zum Hauptlastträger des Abends, Yorgos Ziavras, der nach diesem nicht geeigneten Stück die Solisten des Abends klangschön und perfekt, jede Tempoänderung, jedes Rubato, jede dynamische Nuancierung ,  zwanzig  Arien begleitete.

Eine nicht hoch genug einzuschätzende Leistung.

Toll !

 

Den Reigen eröffnete Julia  Danz, Sopran, mit der Juwelenarie der Marguerite aus Faust von Gounod.

Eine klangvolle, beherrschte Stimme ließ hier aufhorchen.

Leider klappte es bei ihrem 2. Auftritt, Auszügen aus La Bohème  wie auch bei der Arie der Lauretta  „O mio babbino caro“ aus Gianni Schicchi von Puccini nicht mit den hohen Pianotönen.

Diese gerieten zu einem gesunden Forte.

Dieses zu ändern dürfte aber bei der hübschen jungen Dame möglich sein.

 

Der Tenor Xianghu Alexander Liu stellte sich zunächst mit der sogenannten „Baumeisterarie“ aus der Entführung aus dem Serail von Wolfgang Amadeus Mozart vor.

Es ist eine der schwersten, gefürchtetsten Tenorarien, Tenortorturen, die besser nicht in das Programm gesetzt worden wären.

Im Schluss 1.Akt von Puccinis La Bohème legte er dann ein Heldenfortissimo vor, dem sich Frau Danz im Schlussduett bis hin zum hohen „c“  durchaus gewachsen zeigte.

Schön war es aber nicht.

In der Arie des Tonio aus der „Regimentstochter“ von Donizetti, die berüchtigt ist wegen 8 (Acht)  hoher „c“s konnte er dann zeigen, dass er die hatte, war gelöst und klangschön.

Das war sein Fach.

Sehr beeindruckend.

 

Die Mezzosopranistin Agnes Thorsteins sang perfekt die große Arie des Sesto aus der Mozartoper „La clemenza di Tito“, eine genau so gemeine Arie wie die vorerwähnte Tenorarie.

Schwierigkeiten waren nicht zu hören.

Große Leistung.

Assistiert von Shinyoung Yeo, Don Giovanni, dann als quickes Zerlinchen zu sehen und zu hören.

Früher hat man Zerline mit einer Koloratursoubrette besetzt, jetzt mit einem Mezzo, das klingt etwas erotischer.

 

In der Seguidilla aus Carmen von George Bizet zeigte sie dann  überschäumendes Temperament.

In Stil und Stimme.

 

Die beiden Damen, Julia Danz und Agnes Thorsteins vereinigten sich mit Shinyoung Yeo, Bassbariton, zu einem der schönsten Ensembles der Musikliteratur, dem Terzett „Soave sia il vento“ aus Cosi fan tutte von Mozart.

Enttäuschend vorgetragen, alles  bewegte sich im zu lauten Bereich.

Es genügen keine noch so schönen Stimmen, hier muss man kammermusikalisch singen können.

 

Der Abendsegen aus Hänsel und Gretel geriet nicht, zwei schöne Stimmen, die schön sangen, aber war es ein Abendsegen?

 

An letzter Stelle hier, aber an erster Stelle der Leistungen der Bassbariton Shinyong Yeo.

Er singt quer durch die Landschaft, Bariton- wie auch Basspartien, beides vorzüglich.

 

Eine perfekt sitzende, klangschöne, riesige Stimme, beste Deklamation, Artikulation, Diktion.

Jedes Wort ist zu verstehen, in jeder der hier gesungenen Sprachen fabelhaft zu verstehen.

 

Als Basilio aus der Barbier von Sevilla von Rossini ließ er wirklich die Kanonen krachen, in der Arie des Ralph aus der hierzulande fast nicht gespielten Oper „La jolie fille de Perth“ von Bizet, zeigte er alle Facetten in Dynamik und Farben, die es gibt.

Dann eine Arie, bei der er seine vis comica so richtig auspackte, 5000 Taler, die Arie des Baculus aus dem Wildschütz von Albert Lortzing.

 

Ein ganz großes Talent, wie man hier hörte, in allen Sätteln sicher.

 

Ich erwarte und wünsche mir hier eine ganz große Karriere!

 

Ein Abstecher in die Operette brachte,  von Agnes Thorsteins bravourös gesungen und dargestellt, die Arie der Giuditta aus der gleichnamigen Operette von Franz Lehar, „Meine Lippen die küssen so heiß“.

Das glaubte man ihr unbesehen.

 

Julia Danz sang dann das Lied der Janka aus der Operette „Die ungarische Hochzeit“ von Dostal, das sie voller Elegie brachte.

 

Xianghu Alexander Liu brachte mit „Dein ist mein ganzes Herz“ aus dem Land des Lächelns von Franz Lehar das Publikum zum Rasen.

 

Für den nicht enden wollenden Beifall  bedankten sich die Künstler mit dem „Maskenquartett“ aus „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß. Beschwingt gesungen, voll Hingabe.

Ein wunderbarer Abschluß.

 

Ich habe hier ein Publikum selten so begeistert und beifallsfreudig erlebt.

Der Beifall wollte nicht enden, Bravi, Klatschen und Trampeln.

Ein wunderschöner Abend.

 

Daran ändert auch meine Kritik an Einzelheiten nichts, die den Ausführenden Hinweise geben soll, wo sie zur Verbesserung ansetzen können.

Bisher keine Kommentare

Ihr Kommentar