„Kunstblut-Krimi“

Andreas Rüdig [ - Uhr]

Jo Kant von Eschenbach ist Privatdetektiv in Düsseldorf. Mitten in einem Überwachungsauftrag wird er von einem Flüchtenden gezwungen, diesen nach Frankfurt / Main zu bringen – der Auftakt für eine Reihe spektakulärer Ereignisse.

Der Roman ist als „Düsseldorf Krimi“ angekündigt. Auch wenn viele Straßennamen und Gastronomie genannt werden, kommt das Flair der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt nicht annähernd herüber. Faktisch hätte die Handlung auch irgendwo anders spielen können.

In der krimibezogenen Literaturwissenschaft gibt es den Begriff des whodunit. Der Ablauf des Verbrechens ist dabei von Anfang an bekannt; es geht nur noch darum, wie der Täter gefaßt wird und welches seine Motive waren.

Dieser Ansatz wird hier extrem beibehalten. Das Ende soll spannend und interessant sein, enthält aber so viele Winkelzüge (die für den Leser nicht nachvollziehbar sind und nicht erklärt werden), daß die Lösung im Grunde genommen unglaubwürdig ist.

Ein guter Kriminalroman hätte das Ende besser, weil nachvollziehbar hergeleitet und dem Leser – wie von den Klassikern vorgegeben – die Möglichkeit eröffnet, den Täter und seine Motive selbst zu erkennen. Tatsächlich werden die Motive für die Verbrechen nicht genannt.

In der Kriminalliteratur gibt es auch die Tradition des hardboiled detectives. Schnörkellos geht es dabei um die harte Realität. Kant ist sicherlich ein solcher Detektiv. Keine Familie, keine Freundin, kein geregeltes Leben, ein bißchen Sex und Alkohol – in dieser (und nur in dieser) Hinsicht reicht das Buch an die US-amerikanischen Klassiker heran.

Das politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche oder kulturelle Leben von Düsseldorf wird nicht beschrieben, die harte Wirklichkeit, die Realität also nicht abgebildet – es ist nicht erkennbar, welches tatsächliche Ereignis Pate für die Handlung gestanden hat.

Das Buch ist auf Unterhaltung angelegt. Wer diese Art der oberflächlichen Erzählweise mag, dem wird es gefallen.

Martin Schüller: Kunstblut; Hermann-Josef Emons Verlag Köln 2003/2010; 203 Seiten; ISBN: 978-3-89705-289-5

Bisher keine Kommentare

Ihr Kommentar