Tinguely-Ausstellung im Düsseldorfer „Kunstpalast“ [mit Video]

Andreas Rüdig [ - Uhr]

Das Museum Kunstpalast Düsseldorf zeigt 25 Jahre nach dem Tod von Jean Tinguely dessen Lebenswerk in einer Sonderausstellung.

Sie ist vom 23.04.2016 bis 14.08.2016 zu den gewohnten Öffnungszeiten im Neubauflügel des Museums zu sehen.

Unter dem Titel „Super Meta Maxi“ sind 90 museale und private Leihgaben vertreten. Viele davon zum ersten Mal in Deutschland.


Die Ausstellung – und damit der Ausstellungsrundgang – beginnt bei Tinguelys frühen kinetischen Objekten. Sie stammen aus den späten 1940er Jahren.

Die Stabilités werden von Elektromotoren angetrieben und basieren auf dem Prinzip des Rades und seiner Drehung, wie der kunstwissenschaftlich vorgebildete Besucher schnell bemerken wird. Auch die zeitgleich entstandene Werkgruppe Reliefs méta-mécanique kann besichtigt werden. Dies sind abstrakt-geometrische Kompositionen.

Unter dem Titel Do-it-yourself beschäftigt sich ein weiterer Themenkomplex mit den Méta-Matic-Zeichenmaschinen. Sie waren eine Provokation für die damals führende Kunstrichtungen des Tachismus und Informel – deren künstlerisches Prinzipien waren schließlich die Formlosigkeit und der spontane gestische Ausdruck.

Der folgende Ausstellungsbereich kümmert sich um Tinguelys Aufenthalt in Düsseldorf 1959. Er kam damals mit der hiesigen Kunstszene und ihrem Netzwerk aus Künstlern und Galeristen in Berührung.

Mit Erfolg! Ende Januar 1959 organisierte die Galeria Schmela seine erste Einzelausstellung in Deutschland. Zu dieser Zeit trat er auch mit seinem inzwischen legendären „Manifest Für Statik“ an die Öffentlichkeit.

Die Werkgruppe der monochrom schwarzen Skulpturen und seine Kollaboratonen sind in den nächsten Stationen zu sehen. Die Kulturstationen bilden einen weiteren Bereich der Ausstellung. Es sind begehbare und erlebbare Räume, die verschiedene Kunstsparten miteinander verbinden. Die Monumentalplastik Le Cyclop im Wald von Milly-la-Loret in der Nähe von Paris.

Das Altarensemble Mengele-Totentanz aus dem Jahre 1986 ist die letzte Station bei der Ausstellungsbesichtigung. Tod und Vergänglichkeit nehmen nicht umsonst einen zentralen Platz im Spätwerk des Schweizer Künstlers ein.

Nach einer schweren Herzoperation befaßte sich Tinguely intensiv mit den Vorstellungen von Tod und Sterben. Es gibt sogar einen unmittelbaren Anlaß für diese Werkgruppe, nämlich den verheerenden Brand eines Bauernhofes in seiner Nachbarschaft.

Die Stiftung Museum Kunstpalast ist ein Kunstmuseum, das im Ehrenhof liegt. Von 1925 bis 1926 wurde der bereits existierende Kunstpalast von aus dem Jahre1902 nach Entwürfen des Architekten Wilhelm Kreis umgebaut und wurde damit in seiner bis heute sichtbaren Architektur geschaffen.

Die Wurzeln des Kunstbestandes gehen bis in das Jahr 1691 zurück, als der legendäre Kurfürst Johann Wilhelm (er wird im Volksmund „Jan Wellem“ genannt) Prinzessin Anna Maria Luisa de´Medici heiratete und in der Folgezeit eine der ersten öffentlichen Kunstgalerien angelegte. Die weitere Geschichte des Museums ist so umfangreich, daß an dieser Stelle auf eine Beschreibung verzichtet werden soll.

Bis 2001 wurde diese Institution allein von der Stadt Düsseldorf betrieben. Seitdem wird das Museum Kunstpalast im Rahmen einer „Public-private-partnership“ von einer Stiftung der Stadt, dem Energieunternehmen E.ON sowie dem Handelskonzern Metro Group getragen. Aufgrund seiner eigenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten hat sich E.ON aber 2016 aus der finanziellen Förderung zurückgezogen.

„Das Museum ist ein wichtiger Leuchtpunkt der Stadt,“ betont Hans-Georg Lohe, der Kulturdezernent der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. „Die Stadt steht dafür in der Pflicht, die bisherige erfolgreiche Arbeit auch in Zukunft fortzuführen. Dank der Arbeit von Beat Wismer spielt das Museum Kunstpalast in der internationalen Liga der Museum und Ausstellungen mit.“

Beat Wismer wurde am 23. April 1953 in Rauswil / Schweiz geboren. Der Kunsthistoriker war von 1985 bis 2007 Direktor des Aargauer Kunsthauses in Aarau und ist seit 1. März 2007 Generaldirektor des Museums. Er geht zum Jahresende 2017 in den Ruhestand. Wir dürfen gespannt sein, wer sein Nachfolger werden wird.

Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2015

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