„Mönchengladbach – bleib sozial!“ • Denkanstoss zu Geflüchteten und Arbeitslosen
Edmund Erlemann [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Das Foto mit dem toten Kind am Strand des Meeres – Bilder gehen um die Welt, die einem das Blut in den Adern erstarren lassen: Flüchtlingsströme werden getrieben wie Schlachtvieh!
Nein, das ist nicht das Europa mit den christlichen und humanitären Wurzeln.
Dieses Europa versucht mit allen Kräften, die Menschen, die auf der Flucht sind, von seinen Grenzen fern zu halten!
Da haben die Gladbacherinnen und Gladbacher eine andere Haltung.
Am Abend, an dem der erste große Flüchtlingsstrom angekündigt war, standen etwa 400 Frauen, Männer und Kinder zum Willkommen in Bettrath mit Transparenten und Erfrischungen!
Aber: wo bleiben nun die Flüchtlinge in Mönchengladbach?
Auch bei uns gab es keine Vorbereitungen auf die Ankunft einer so großen Menge von Menschen, die eine neue Heimat suchen.
Obwohl vielen schon vor langen Jahren klar war, dass die Menschen etwa aus Afrika eines Tages kommen würden, um sich bei den ehemaligen „Kolonialherren“ das zu holen, was ihnen Jahrhunderte lang vorenthalten wurde!
Die Hilfsbereitschaft in unserer Stadt ist groß.
Viele Bürgerinnen und Bürger sind freigebig beim Spenden von Kleidungsstücken, Möbeln, Hausrat und Geld.
Gladbacher Ordensleute wollen Einzelpersonen oder Familien, die unbenutzten Leerstand in ihren Häusern abgeben könnten, die Vermietung an Flüchtlinge anbieten!
Ob jetzt die menschenunwürdigen Baracken im Luisental, auf der Hardter Str., in Bockersend verschwinden?
Mönchengladbach – bleib sozial!
„Von jetzt auf gleich“ kann unser Leben ganz anders sein.
Ich habe das sehr schmerzlich im vergangenen Jahr erfahren, als ich „von jetzt auf gleich“ gelähmt war und im Rollstuhl saß – ohne große Perspektiven für die Zukunft.
Ich stelle mir vor, dass auch Menschen diese Erfahrung machen, die „von jetzt auf gleich“ arbeitslos werden.
Die Arbeitslosigkeit ist und bleibt eine große Wunde in unserer Gesellschaft. Und für jede und jeden Betroffene/n ist sie ein großes Unglück.
Da Ist jede/r Helfer/in kostbar.
Ich habe das erfahren, als viele Menschen mir einen Brief geschrieben haben und mich viele in der Klinik in Bad Wildungen besucht haben.
Jedes Bild, das mir Kinder geschickt haben, hat geholfen, dass ich mich langsam aus dem Tief herauskrabbele, in das mich die Inkomplette Querschnittslähmung körperlich und seelisch „von jetzt auf gleich“ gebracht hat.
Danke!
Auch das Arbeitslosenzentrum auf der Lüpertzender Straße mit seinen Besuchern/innen gehört zu denen, die mir geholfen haben. Nun soll das Haus verschwinden und das Arbeitslosenzentrum (bisher ohne Alternative) verlegt werden!
Da sage ich „Nein!“.
Denn das Arbeitslosenzentrum hilft vielen Arbeitslosen ganz konkret und wirksam, ihren Platz in der Gesellschaft wieder einzunehmen und hilft selbst „in aussichtslosen Fällen“ kompetent und menschlich.
Und es gehört in die Mitte unserer Stadt: „Der Rand ist die Mitte“ (Bischof Klaus Hemmerle).
In diesem Jahr feiert die Stadt Mönchengladbach gemeinsam mit dem „Volksverein Mönchengladbach“ (seit 1983) den 125. Jahrestag der Gründung des Volksvereins für das Katholische Deutschland (1890 – 1933).
Der wollte die „Kleinen groß machen“.
Damals waren die Arbeiterinnen und Arbeiter die Kleinen.
Heute sind es die Arbeitslosen. Den historischen Volksverein feiern und gleichzeitig die Arbeitslosen aus der Mitte unserer Stadt entfernen: das geht „überhaupt nicht“; das passt nun gar nicht zusammen.
Also bitte: Hände weg vom Arbeitslosenzentrum auf der Lüpertzender Straße!
Mönchengladbach – bleib sozial!
Aus Havanna wurde berichtet, dass die Straßenkinder, die Bettler/innen, die Wohnungslosen aus der Stadt entfernt werden sollten, damit Papa Francesco bei seinem Besuch auf Kuba vor dem Anblick des Elends „bewahrt“ würde.
Ich dachte an Helmut.
Er wurde als Baby in einer Mülltonne gefunden. Er ist nur 38 Jahre alt geworden.
Seine Heimat war der Tagestreff an der Erzberger Straße.
Und er war ein wunderbarer Mensch.
„Der Helmut verschenkt sein letztes Hemd“ sagten die Freundinnen und Freunde von der Straße“.
Helmut vor seinem Tod: Wir sind ja nicht ohne Grund abhängig von Drogen oder Alkohol, sagte er.
Man muss die elende Vergangenheit ab und zu betäuben.
In den Ratsgremien unserer Stadt wird über eine neue „Straßen- und Anlagenverordnung“ mit möglichen Maßnahmen gegen Tagesobdachlose, Bettler/innen und Arme diskutiert.
Mönchengladbach – bleib sozial!
Titelgrafik: Wilhelmine Wulff | pixelio.de
3.
Kerstin Königs schrieb am 27.09.2015 um 14:40 Uhr:
Sehr geehrter Herr Erlemann,
wie ich gelesen habe, sind Sie gesundheitlich angegriffen. Deshalb meine Genesungswünsche für Sie.
Dafür, dass Sie sich trotzdem für die Ärmsten in der Bevölkerung und Flüchtlinge einsetzen, spreche ich Ihnen meinen Respekt aus!
Alles was Sie schreiben stimmt und stimmt nur begrenzt. Denn es geht dabei um die Auswirkungen, warum diese Hilfen dringend erforderlich sind.
Warum? Weil die wirklichen Ursachen für all dieses Elend, ob Arbeitslosigkeit, in Deutschland und Europa, ja der ganzen Welt, Flucht und Vertreibung im Nahen Osten und weltweit, nicht thematisiert werden. Leider nicht einmal in einem kurzen Satz.
Das mag daran liegen, dass Ihr Fokus jetzt auf die Hilfe gerichtet ist und es darum aktuell geht.
Das gerade Ihnen die Hintergründe bekannt sind, davon gehe ich sowieso aus.
Dass Menschen in Not geholfen wird ist nicht nur selbstverständlich, sondern auch Pflicht.
Wer verursacht all dieses Leid? Wer hat diese Kriege vom Zaun gebrochen und vor allem warum?
Kolonialherrschaft? Das ist schon etwas her. Viele ehemalige Kolonialherren sind in diesen Ländern noch aktiv.
Aber viel schlimmer ist das Landgrabbing, das nicht Ex-Kolonialmächte allein, sondern vor allem große, weltweit tätige Konzerne betreiben. Ob für Bodenschätze oder Plantagen jeder Art.
Menschen werden von ihrem seit Jahrhunderten, schon von ihren Vorfahren bewohnten und bewirtschafteten Land vertrieben, ihre Häuser oder Hütten (sind doch nur Hütten!) angezündet. Das Militär sorgt für „Ruhe“.
Dann können sich die Konzerne auf dem zu Unrecht und oft mit Gewalt angeeigneten Land mit Hilfe korrupter Politiker bedienen und für uns „produzieren“.
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland? Die hat auch mit der Globalisierung zu tun.
Andere arbeiten in anderen Ländern eben billiger. – also gehen die Konzerne und Unternehmen dort hin. Nennt sich Globalisierung. Die Profitmaximierung steht im Vordergrund.
Nicht zu vergessen: die Agenda 2010 von Herrn Schröder. Dafür hat Frau Dr. Merkel Herrn Schröder noch vor einigen Tagen ausdrücklich gelobt!!!
Arbeitslose werden für ihre Arbeitslosigkeit bestraft obwohl es gar nicht genug Arbeit für sie in Deutschland gibt.
Auch das Märchen vom Fachkräftemangel ist nicht wahr. Es geht nur darum so billige Arbeitskräfte wie möglich zu bekommen.
Gerne aus den Ländern in Europa wo die Arbeitslosigkeit noch größer ist und dem Ausland, wo der Euro nach viel klingt. Das merken die Menschen aber erst wenn die hier sind und Miete zahlen müssen.
Flüchtlinge sind dasselbe Thema. Warum müssen Menschen fliehen?
Weil Bodenschätze anderen Ländern geraubt werden, damit die eigene Geldgier mit gestohlenem Gas und Öl bedient wird.
Dafür werden Länder zerstört und Menschen verlieren ihre Heimat, Haus, Wohnung, Familie, Verwandte, Freunde. Ihre Existenz.
Warum wird nicht endlich auch von Deutschland und der Bundeskanzlerin und dem Bundespräsidenten gefordert, dass es wieder Frieden und Stabilität in den Ländern geben muss, aus denen die Menschen fliehen müssen
Warum sagen sie das nicht den USA, England, Frankreich, Saudi Arabien und wer da sonst noch beteiligt ist?
Warum liefern wir immer noch Waffen in diese Länder?
Warum haben wir in unserem Land noh immer Militärbasen der USA. Vor allem Ramstein. Von diesen wird der Krieg in aller Welt von den Amerikanern geleitet und „geführt“.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Flüchtlinge wirklich hier bleiben wollen, sondern nur weg wollen von Krieg, Tod, Verderben, Krankheit, Not und Hunger.
Die Menschen wollen doch eigentlich in ihrer Heimat leben und nicht in einem vollkommen fremden Land.
In dieser Situation ist klar: Egal wohin, Hauptsache einem Ort, der ein Dach über dem Kopf, Nahrung und wenigstens etwas Ruhe und vor allem Sicherheit bietet.
Sie wollen nur überleben. Das ist doch vollkommen klar und auch, dass diesen Menschen alle Hilfe zuteil werden muss.
Ich sehe überall vor allem ein Versagen der Politik. Die Politiker schweigen zu den Gründen des Elends und der Kriege. Nicht nur aktuell zu den Flüchtlingen aus Syrien, Libyen, Afghanistan usw., sondern weltweit.
Mit salbungsvollen Worten und Schecks für Entwicklungshilfe ist es lange nicht getan. Das sind nur viel zu kleine Pflaster für viel zu große Wunden.
Aber die Fotos machen sich gut. Auch mit korrupten Politikern, denen ihre eigenen Länder vollkommen egal sind. Die ihre Landsleute in Geiselhaft nehmen und ihnen Geld vorenthalten, das für diese bestimmt ist. Wo die Gelder bleiben fragen Politiker nicht.
Oft landet es wieder in den Taschen von denen, die die Schecks brachten, weil damit Geschäfte gemacht werden, die den Geberländern mehr nutzen als denen, die Hilfe brauchen.
Überall zählt nur noch Profit und Geld, Geld, Geld! Das ist das wahre Problem. Dem wird alles untergeordnet.
Ich schätze sehr was z.B. Karl-Heinz Böhm geleistet hat. Das ist die einzige richtige und sinnvolle Hilfe. Projekte, die nachhaltig etwas bewirken und den Menschen Bildung, Ausbildung, sinnvolle Arbeit und Einkommen daraus geben.
Die Globalisierung ist leider nicht das, was man uns immer erzählen will, denn die Kapitalstarken und Konzerne ziehen nur um den Globus, um alles aufzukaufen, billig zu produzieren, Menschen, Land und Natur auszuplündern. Nicht mal die Meere sind vor diesen und ihrer Gier sicher. Alles andere ist denen egal.
Ich finde das einfach widerlich. Nur wenn daran etwas geändert wird, wird sich für uns alle etwas ändern.
Solange Politiker nur dem Geld und den Mächtigen, die es besitzen dienen wird das nichts. Politiker reden viel.
Auch von Mitgefühlt und Verständnis usw. Verstehen die wirklich oder wissen wie sich Vieles im wirklichen Leben anfühlt?
Ich bin schon lange der Überzeugung: Nein, denn die sind alle gut versorgt und plappern nur Phrasen daher, gehen zurück in ihre Scheinwelt und machen weiter wie bisher.
Die müssen sich nicht den Kopf darüber zerbrechen was Brot kostet oder wie die Schuhe bezahlt werden, die ein Kind schon wieder braucht, weil es schon wieder gewachsen ist. Das ist doch das tägliche Leben der meisten Menschen. Kenne ich selbst doch auch.
Vielleicht denkt der eine oder andere (oder alle?) Politiker und Manager sogar, dass er froh ist, bei dem was er mit angerichtet hat und fordert nicht dabei sein zu müssen.
Das war es dann. Bis deren nächste Auftritte, Sprechblasen und hohle Phrasen inklusive.
2.
M. Angenendt schrieb am 27.09.2015 um 10:56 Uhr:
Nicht nur in Havanna wurde vor dem Papstbsuch „aufgeräumt“.
So war das schon immer.
In Indien wurden die Toten der letzten Nächte weggeschafft und die Straßen für die Armen und Kranken gesperrt, damit nur ja nicht noch kurz vor der Vorbeifahrt des Papstes (damals Johanns Paul der Vielflieger) evtl. einer stirbt.
Tote und Obdachlose dürfen nicht das Auge seiner „Heiligkeit“ beleidigen.
Außerdem würde die Welt dank Presse das dann auch noch ganz offiziell mitbekommen.
Sowas geht nicht.
Es lebe di Globalisierung, das ewige Wachstum, die diese menschenunwürdigen Umstände rund um den Planeten erst ermöglichen.
Dank auch an die Politik, die das weltweit nach besten Wissen und „GEwissen“ unterstützt.
Wichtig dabei: Die Reichen müssen noch reicher werden! Es lebe die Gier!
1.
Pluto schrieb am 27.09.2015 um 03:53 Uhr:
Ja lasst die Flüchtlinge zu uns, ihre ehemaligen Kolonialherren, kommen.
Denn wir sind ihnen sehr viel schuldig.
Lasst uns aber nicht die vergessen, die heute dafür verantwortlich sind, dass Armut unter uns herrscht. Unter anderem die Herren Fußballer, die für zig Millionen gehandelt werden und selbst Millionen verdienen.
In den Medien lassen sie sich als die Größten feiern und sie bekommen nicht die geringsten Gewissensbisse, wenn Kinder ihre letzten Ersparnisse für ihre teuren Trikots zusammen kratzen.
Auch sie sind Kolonialherren.
Denn das Geld was sie bekommen, wächst nicht auf den Bäumen. Dafür musste ein anderer bluten.
PS. Es ist noch viel Platz für Leserbriefe in denen die Wörter Neid oder Neidhammel vorkommen.