Zukunftstechnologie: CDU und SPD wollen Elektromobilität in der Stadt „fördern“ • Mindestens neun „Märchenstunden“ in Aussicht? [mit Video]
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Folgt man dem Antrag der Mönchengladbacher GroKo, dann birgt die Weiterentwicklung der E-Mobilität immense wirtschaftliche, umweltpolitische und gesellschaftliche Chancen und ist eines der zukunftsweisendsten Themen der deutschen Industrie.
Das jedenfalls meint der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Dr. Hans Peter Schlegelmilch.
Sein SPD-Spannmann, Felix Heinrichs, glaubt, dass 2020 bundesweit eine Million elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein werden, davon alleine 250 000 in NRW.
Glauben heißt: „Nicht wissen“.
Wissen erlangt man, wenn man sich informiert, wie beispielsweise durch einen ARD-Beitrag vom 10.08.2015 mit dem treffenden Titel: „Das Märchen von der Elektromobilität“.
In diesem sehenswerten Beitrag (ca. 45 Minuten) werden verschiedene Fakten deutlich:
Die deutschen Autobauer
- schließen entsprechende Produktionsstätten,
- bieten vereinzelt Fahrzeuge nur im oberen Preissegment an und
- dann auch noch um 30% teurer als benzin- oder dieselgetriebene Fahrzeuge,
- fordern von der Bundesregierung Fördermittel in Millionenhöhe und
- haben in Wirklichkeit kein Interesse an Elektro-Autos.
Automobilexperte Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen meint dazu:
„Diese eine Million Elektroautos bis zum Jahr 2020, die die Kanzlerin in die Welt gesetzt hat, ist mittlerweile eine Märchengeschichte. Unmöglich zu erreichen.“
Schlegelmilch, Geschäftsführer eines Unternehmens, dessen Hauptauftraggeber aus der Automobilindustrie kommen sollen und Heinrichs tragen dieses fragwürdige Ziel von Bundes- und Landesregierung „auf dem Schild“ vor sich her.
Sie meinen „mit mehr Ladestationen für E-Bikes und elektrisch angetriebene Fahrzeuge, eine stärkere Verzahnung von Elektrofahrzeugen und Bahnverkehr (ePARK+RIDE), sowie einen Ausbau von E-Carsharing-/E-Bikesharing-Angeboten in der Stadt erreichen zu können.“
Solange man sich nur auf Ladestationen für E-Bikes konzentrieren würde, könnte man dem Ansinnen sogar noch etwas Positives abgewinnen.
Alles andere wird sich schnell als „GroKo-PR-Gag“ herausstellen.
Denn spätestens nach Betrachtung des ARD-Beitrages dürfte jedem klar sein, dass Elektro-Autos tatsächlich in die „Märchen-Szene“ gehören; auch in Mönchengladbach.
Der umfangreiche Untersuchungsauftrag der GroKo wird nicht nur die neun politischen Gremien „In Arbeit“ versetzen, sondern auch in der Verwaltung einen Arbeitsaufwand erzeugen, dessen Nutzen einzig und allein darin liegen könnte, der NEW zu einem PR-Erfolg zu verhelfen, wenn sie (auf Stadtkosten?) an der einen oder anderen Stelle Ladestationen installieren „darf“.
Eines der „Highlights“ im Prüfauftrag der GroKo lautet so:
„4. Die Verwaltung stellt dar, ob bei der Anschaffung neuer Dienstfahrzeuge/Dienstfahrräder für die Verwaltung und die städtischen Beteiligungsgesellschaften elektrisch angetriebene Fahrzeuge/E-Bikes berücksichtigt werden können.“
Die Antwort liegt prinzipiell schon beim überschlägigen Lesen spontan auf der Hand: „Ja, was denn sonst?“
Denn, es wird nicht danach gefragt, welche Anschaffungskosten den städtischen Haushalt belasten würden, wo diese, beispielsweise Elektro-Autos, eingesetzt werden könnten, und ob es überhaupt geeignete Fahrzeuge auf dem Markt gibt.
So wie die Kostenfragen in der gesamten Beratungsvorlage keine Rolle spielen.
Grund für diese Skepsis: Eine ASB-Niederlassung im Süddeutschen beispielsweise hatte bei Daimler-Benz acht Elektro-Smarts bestellt, jedoch nur drei erhalten, weil die übrigen fünf nicht lieferbar sind. Ob die jemals geliefert werden, steht in den „Daimler-Sternen“.
Daimler hat die Produktion der aktuellen Modelle eingestellt!
Da hatte die GEM wohl etwas mehr Glück. Dort stehen zeitweise drei einsitzige Renault-E-Automobile an der Steckdose.
Cartoon: Stefan Bayer | pixelio.de
1.
D. Pardon schrieb am 1.09.2015 um 11:44 Uhr:
Visionen von heute können Zukunft von morgen sein, doch sollte man darüber nicht das Hier und Heute vergessen und dort ansetzen, wo schon Zeit verschlafen wurde: E-Bikes und E-Scooter rollen immer mehr auch auf Gladbachs Straßen – günstige Produktion und Kauf in Verbrauchermärkten machens möglich.
Gebremst von Einbahnstraßen und schlechten Radwegen (die Krönung sind Straßen, auf denen nun jüngst Radwege komplett aufgegeben wurden) ist hier dringend Handlungsbedarf gegeben, wenn der Pkw-Verkehr tatsächlich weitestgehend ungestört und der E-Verkehr vor allen Dingen gefahrlos nebeneinander her rollen soll.
Dann geht man wie von selbst auch weitere visionäre Schritte. Wenn man ein Haus baut, fängt man auch nicht mit dem Dach an…