Carl-Brandts-Haus • Späte Erfüllung des Stifterwillens
Oda Walendy [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Im Jahre 1959 beschloss der Rat der Stadt Mönchengladbach, dass auf dem Grundstück Blücherstraße 6, auf dem früher das große, repräsentative Haus von Carl Brandts stand, das leider im Zweiten Weltkrieg so zerstört wurde, dass – da ein Wiederaufbau nicht möglich war – auf dem Stiftergrundstück eine neue, moderne Bibliothek errichtet wird.
Die Einweihung fand am 9. April 1964 durch Oberbürgermeister Maubach statt.
Es freut mich, als eine der Nachkommen der Eheleute Brandts, sehr, dass nun 51 Jahre nach der Einweihung des Bibliothekneubaus, auch dem Willen des Schenkers, Reinold Brandts, gem. Urkunde vom 17. März 1926, dass die Bibliothek den Namen seines Vaters, Carl Brandts tragen soll, entsprochen wurde.
Durch diese Namensgebung wird ein Rückblick auf unsere Stadtgeschichte möglich, die sich nicht verbergen muss.
Im Gegenteil: es ist ein positives, sichtbares Beispiel bürgerlichen Allgemeinsinns und Verantwortung.
Der Zusammenhang zwischen Carl und Franz Brandts und dem Volksverein ist unverkennbar, zumal auch die umfangreiche Volksvereinsbibliothek in diesem Gebäude untergebracht ist.
Diese, so ist auf der Homepage der Stadt Mönchengladbach zu lesen, ist von überregionaler Bedeutung und wird von Forschern aus dem In- und Ausland in Anspruch genommen.
Auf die Umsetzung der Namensgebung, sowohl außen als auch innen bin ich gespannt.
Vielleicht schaffen es auch die Portraits der Stifter, statt versteckt, ja geradezu verschämt, in der oberen Etage in einer Seitennische zu hängen, nun auch in den Eingangsbereich, wie es andernorts in solchen Fällen eine Selbstverständlichkeit ist.
Vollkommen unverständlich ist für mich die Vorstellung oder gar Absicht der Großen Kooperation, die Bibliothek nach der Renovierung für immer im VitusCenter unterzubringen.
Die Bibliothek war nicht nur zu Zeiten der Stifter genau am richtigen Ort, sondern ist es auch heute noch.
Sie ist ein Ruhepunkt inmitten der Stadt. Von Besuchern und Lesern wird gerade die Möglichkeit der Nutzung des Gartens geschätzt. Eine Besonderheit, die durchaus nicht üblich ist.
Ich bin mir sicher, dass dies ganz im Sinne des Stifters Reinold Brandts und auch seines Vaters Carl Brandts, der das ursprüngliche Gebäude dort erbauen ließ, ist.
Die Familie Brandts setzte sich für das Wohl der Arbeiterschaft und der sozial Benachteiligten in Mönchengladbach ein.
Deshalb auch die Idee von Reinold Brandts, das Elternhaus für die Bevölkerung zu einer Bibliothek zu machen, die sich, auch heute noch, nicht nur in herrlich ruhiger Lage befindet, sondern gerade der Bevölkerung dieser Vorteil zugute kommen soll.
Angesichts der aktuellen Situation, die leider wiederum viele Menschen zu Benachteiligten macht, bietet das Bibliotheksgebäude an der Blücherstraße einen Ort der Entspannung und Ruhe im Grünen. Dies mitten in der Stadt und optimal erreichbar.
Das ursprüngliche, im Krieg zerstörte Gebäude, war gerade auch für diese Menschen gedacht, die Zugang zu Bildung suchten, die Ihnen hier für ermöglicht wurde. Genauso ist es mit dem 1964 eröffneten „neuen“ Gebäude auf dem Stiftungsgrundstück noch heute.
Und dennoch gibt es Ratsmitglieder, die meinen, diese Bibliothek müsste nach der Renovierung für immer im VitusCenter bleiben.
Erinnern sich die Damen und Herren der Großen Kooperation noch an die Geschichte von Hans im Glück?
Der hatte am Ende der Geschichte, dank Tauschens, statt seines Goldklumpens am Beginn seiner Reise, einen Wackerstein mit nach Hause gebracht. Womit gemeint ist, dass er alles vergab und am Ende mit leeren Händen dastand, da ihm der Stein auch noch in einen Brunnen fiel.
Der „Hans im Unglück“ wären im Fall der Bibliothek die Bürger dieser Stadt, denen man einen schlechten Tausch zumutet.
Anzumerken ist aber auch: ein festgelegter Stiftungszweck ist nicht beliebig austauschbar; auch nicht durch spätere Ratsbeschlüsse.
Zunächst aber überwiegt die Freude über die Namensgebung.
2.
Kerstin Königs schrieb am 10.05.2015 um 20:08 Uhr:
Die Bibliothek an der Blücherstraße ist ein wunderbarer Standort. Ich kann nicht verstehen warum die dort weg soll.
Das VitusCenter ist hässlich. Was muss da alles umgebaut wrden, dass die Bibliothek und die Stadtverwaltung, also Teile davon, dort untergebracht werden können? Das wird doch nur Murks.
Als Übergangslösung kann man sowas schon mal machen. Auf Dauer ist das eine Zumutung.
Die Bibliothek Blücherstraße ist hell und klar aufgeteilt. Das Gebäude war eben von Anfang an als Bibliothek geplant und durchdacht.
Das wird im VitusCenter nicht so sein. Die Lage am Bahnhof kann mit der Blücherstraße überhaupt nicht mithalten.
In die Jahre kommen wir alle und dann sind eben mal Korrekturen und eine gründliche Renovierung nötig.
Sollen die doch das, was die demnächst in der Bibliothek machen wollen im VitusCenter unterbringen.
Soll wohl ein Kulturzentrum werden, habe das aber nicht wirklich verstanden. Warum sollte das nicht möglich sein?
Warum soll den Bürgern diese Bibliothek im Grünen nicht erhalten bleiben?
1.
D. Pardon schrieb am 6.05.2015 um 21:49 Uhr:
Da kann man der Autorin Oda Walendy nur Recht geben: die Stadtbibliothek ist an ihrem jetzigen Standort eine Ruheinsel in der Stadt, das umgebende Grün entspannt.
Wer allerdings in einer Bibliothek lediglich einen Frequenzbringer sieht, eine Bibliothek mit einem Geschäft, einer Buchhandlung in bester Lage gleich stellt, wird diesen Aspekt nicht nachvollziehen können.
Schade wäre es, wenn diese Ruhe-Insel nahe der Stadt, die wie der Hans-Jonas-Park für ein gutes Lebensgefühl im Häusermeer sorgt, Bürgern und Anwohnern auf Dauer verloren ginge im Tausch gegen weitere Steine.