Auf der Flucht vor Krieg und Gewalt sind alle gleich

Herbert Baumann [ - Uhr]

Beispiel Syrien: Weit über zehn Millionen Menschen haben das Bürgerkriegsland verlassen müssen.

Ob Sunniten, Alawiten, Kurden oder Christen – sie konnten die blutige Schreckens­herrschaft von Assad bzw. den IS-Terror nicht länger ertragen.

Mittlerweile leben fast 90.000 Syrer in Deutschland, etwa 100 in Mönchengladbach. Tendenz steigend.

Der Katholikenrat der Region Mönchengladbach im Bistum Aachen – das ist ein Gremium mit kirchenengagierten Laien – befasste sich jetzt erneut mit der bedrückenden Problematik und hatte in Abdullah Tello einen Gastreferenten, der die aktuelle Situation in Syrien unverblümt schilderte.

Tello war 18 Jahre Reiseleiter in Syrien, was heute in einem weitestgehend kriegszerstörten Land kaum noch möglich ist.

Tello („Ich habe meine Mutter hierher geholt, aber sie hatte Heimweh auch nach der Sonne und kehrte zurück nach Damaskus“) berichtete über die „friedlichen Anfänge“ des Protests gegen das Baath-Regime in Aleppo oder Homs.

„Wir hatten Lust auf Veränderung“, sagt er.

Doch die Folgen sind die alltäglichen Schreckensbilder von Krieg, Verfolgung und riesengroßer Not. Mittlerweile seien über zwölf Millionen Syrer auf humanitäre Hilfe angewiesen, sagte erst vor wenigen Tagen eine UN-Sprecherin.

Syrien sei zum Spielball geworden – und hier hätten der Iran, Russland und Israel eine „wesentliche Rolle“, so Tello. Ein Ende der humanitären Katastrophe sieht Tello nicht.

Er lobte ausdrücklich die Türkei, die die meisten Flüchtlinge (Kurden) aufgenommen habe.

Traumatisierte Kinder auf der Flucht, hungernde junge Menschen ohne Ausbildung und Chancen – so gehe eine ganze Generation verloren, bekämen Extremisten Zulauf.

Zurück nach Gladbach: Hier hat Regionaldekan Ulrich Clancett einen Brief an die Gemeinden geschrieben mit dem Inhalt, zu prüfen, welche schnellen Hilfen
seitens der Kirchengemeinden möglich sind.

Die Resonanz ist laut Ralf Zanders (Bistum Aachen) noch bescheiden.

So seien bislang sechs Unterbringungsmöglichkeiten angeboten worden.

Zwei davon stünden unmittelbar vor dem Bezug durch Flüchtlingsfamilien, bei zweien sei man noch in der Planungs- und Vorbereitungsphase.

Die restlichen zwei Angebote seien nicht geeignet gewesen.

Zanders sieht in dem Schreiben aber einen „Anstoß an die Gemeinden, der zum Nachdenken“ anregt.

Er stelle fest, dass jetzt „eifrig“ darüber diskutiert werde, wie und wo man unbürokratisch helfen kann.

Hier sieht er auch die Caritas und den Katholischen Verein für Soziale Dienste SKM, ökumentische Arbeitskreise (Beispiel Rheindahlen) und den Flüchtlingsrat mit im Boot.

In Gladbach leben derzeit rund 1100 Flüchtlinge und Asylbewerber.

Die meisten in städtischen Unterkünften, ein Drittel in Wohnungen.

Deutliche Kritik gab es von Mitgliedern des Katholikenrates an den Zuständen vor allem im Bockersend (Neuwerk), wo knapp 140 Menschen „leben“ können.

Die meisten Flüchtlinge kommen aus Mazedonien (knapp 100), fast 70 aus Serbien/Montenegro. 294 von ihnen sind unter 18 Jahren.

www.region-hs.de/www.region-mg.de

 

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