Niederrhein als Schmelztiegel der Religionen – Ausstellung zum Reformationsjubiläum in Schloss Rheydt ist Auftakt des regionalen Projekts „himmelwärts“
Red. Gesundheit & Soziales [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Zum 500. Jubiläum der Reformation im Jahr 2017 wird weltweit an die kirchlichen Reformbestrebungen erinnert.
Auslöser der Reformation, die entscheidend zur Neugestaltung der Kirchen- und Weltordnung in der Frühen Neuzeit beigetragen hat, war Luthers Protest gegen den Ablasshandel, den er 1517 in 95 Thesen verbreitete.
In späteren Schriften weitete Luther seine Kritik zu einem generellen Angriff auf Dogmen der katholischen Kirche aus.
Das Städtische Museum Schloss Rheydt nimmt dieses Jubiläum jetzt schon zum Anlass für eine Ausstellung der Reformationsgeschichte in Mönchengladbach.
Sie bildet den Auftakt einer bis ins Jahr 2016 laufenden Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe zum Reformationsjubiläum, die unter dem Titel „himmelwärts“ vom Verein Kulturraum Niederrhein in Zusammenarbeit mit 50 Museen und Kultureinrichtungen in mehr als hundert Veranstaltungen durchgeführt wird.
„Die Annahme, der Niederrhein mit all seinen Kirchen, Klöstern und Wallfahrtsorten sei urkatholisch, ist falsch. Im Gegenteil:
Katholiken, Protestanten, freikirchliche Gemeinschaften, jüdische Gemeinden, Muslime: das Land zwischen Rhein und Maas ist ein Schmelztiegel der Religionen“, sagt Dr. Ingrid Misterik-Plagge, Geschäftsführerin beim Kulturraum Niederrhein.
Mit den geplanten Ausstellungen, Vorträgen und einem kleinen Literarturfestival zeichnet die Veranstaltungsreihe einen kulturellen Fingerabdruck des Niederrheins. Im Mittelpunkt stehen dabei Glaube und Religion in den verschiedensten Facetten.
Ganz der lokalen Reformationsentwicklung widmet sich die Ausstellung „Bös teutsch, bös evangelisch“, die vom 02.11.2014 bis 12.04.2015l im Städtischen Museum Schloss Rheydt zu sehen ist.
Als „bös teutsch, bös evangelisch“ bezeichnete Martin Luther die kirchlichen Reformbestrebungen am Niederrhein in den 1530er Jahren. Sie spiegeln nicht nur das besondere Spannungsverhältnis zwischen den beiden Konfessionen, sondern zugleich auch die fehlende einheitliche Konfessionalisierung des Niederrheins in früheren Jahrhunderten.
„Offenbar setzte sich dann im 19. Jahrhundert die vereinfachte Vorstellung durch, der Niederrhein sei rein katholisch – mit einigen evangelischen Enklaven wie zum Beispiel Rheydt“, so Museumsdirektor Dr. Karlheinz Wiegmann zur Ausstellung, die belegt, dass die Konfessionsgeschichte Mönchengladbachs weit mehr Facetten aufweist.
„Hier vor Ort bündeln sich die Besonderheiten des Niederrheins wie in einem Brennglas“, so Wiegmann weiter und weist auf das Spektrum.
Die heutige Stadt liegt auf dem Gebiet von vier ehemals unterschiedlichen Territorien – Herzogtum Jülich (Gladbach, Rheindahlen, Rheydt), Kurköln (Odenkirchen, Giesenkirchen), Wickrath (reichsunmittelbar und somit eigenständig) sowie Dyck (Teil von Schelsen).
„Jede dieser Herrschaften besitzt ihre ganz eigene Konfessionsgeschichte. Dementsprechend vielfältig ist das Gesamtbild“, so Dr. Karlheinz Wiegmann.
Das breite Spektrum der der Konfessionsgeschichte zwischen Katholizismus und Protestantismus spiegelt die Ausstellung wieder. Zu sehen sind von mittelalterlichen Ablassquittungen, Reliquien, Tafelmalereien und Lutherflugschriften bis zur Bibel der Kaiserin zur Einweihung der neuen Rheydter Hauptkirche 1902 zahlreiche der bedeutendsten Sachzeugnisse der hiesigen Reformationsgeschichte.
Foto: Stadt Mönchengladbach • LAV NRW R, Jülich-Berg II Nr. , Bl. 8 Info: Ablassquittung von Jacop Dasse für Städte in Jülich-Kleve-Berg aus dem 15. Jh