„Fremde Ästhetik fast vergessener Welten“ • Ausstellung von Heinrich Niessen auf Burg Brüggen
Otto Rick [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Im Rahmen der Ausstellungsreihe „Galerie 4null4“ im Kultursaal der Burg Brüggen sind bis 12.10.2014 Skulpturen und Tuschezeichnungen mit künstlerisch-ethnologischem Hintergrund des Brüggen-Brachter Künstlers Heinrich Niessen zu sehen.
Der 1941 in Mönchengladbach geborene Künstler und Pädagoge präsentiert, was ihn im letzten Jahrzehnt bewegte: Macht und Ohnmacht! In Bracht begegnete er Menschen, die vor der Gewalt flüchteten und hier Asyl suchten.
Nachrichten von Menschen, Erdbewohnern, die über das Mittelmeer versuchen, dem Elend zu entkommen, sich eine bessere Zukunft erhofften. Menschen, die zu ertrinken drohten, oder vor blanker Not oder Gewalt flohen.
„Oft habe ich mich gefragt, in was für einer Welt wir leben“, sagt Niessen.
„Als ich auf die Welt kam, herrschte hier Krieg. In der Nachkriegszeit ging ich zur Schule, studierte Kunst, wurde Bildhauer und Kunstpädagoge. Heute lebt er mit seiner Familie in Bracht.
Als freischaffender Künstler verbringt er die meiste Zeit des Tages in seinem Atelier.
Im Kultursaal der Burg Brüggen erwarten Besucher zwei Dutzend Ausstellungsstücke, Tuschezeichnungen und Holzskulpturen.
„Noah und seine drei Söhne“, steht auf dem kleinen Zettel zur ersten Tuschezeichnung. Sem, Ham und Jafet hießen die Söhne.
Noah, erzählt die Bibel, baute eine Arche und überlebte mit seiner Familie die Sintflut. Die biblische Geschichte spielte im Land zwischen Euphrat und Tigris. Heute erreichen uns Nachrichten von Terror und Völkermord aus diesem Teil der Welt.
Auf die Zeichnung folgt die erste Skulptur.
Mit großen Augen schaut sie den Besucher an. „Fürst der Unterwelt“ verrät die Unterschrift auf dem Fuß der Stellage. Niessen gab Satan ein Gesicht.
Und so geht es weiter. „Abu Ghraib“ mit dem Hinweis auf Gefangenschaft, Folter und Erniedrigung – was Menschen Menschen antun! „Lobi“ – bei Google stoßen Besucher auf Bilder afrikanischer Holzskulpturen, die einen Eindruck vermitteln, was den Künstler und Pädagogen aus Brüggen-Bracht beeinflusst hat, als seine Skulpturen in seinem Kopf entstanden und er zu Klüpfel und Beitel griff.
„Einige der Hölzer, die ich verarbeitete, stammen von Bäumen, die zu Zeiten Karls des Großen gepflanzt wurden“, erläutert der Künstler.
Gäste aus Afrika führten ihn auf die Spur der Kultur ihrer Heimat. Die Lobi zum Beispiel leben in Ghana und an der Elfenbeinküste.
Ähnlich können sich Leserinnen und Leser der Bürgerzeitung, für die Afrika ein fremder Kontinent ist, erschließen, was der Künstler bei Führungen durch seine Ausstellung erzählt.
Sumeris, Abraham und Isak, König Herodes, Oba, König Lear, Sundjata Keita, Jona und der Fisch heißen die Stichworte für alle, die sich via Internet auf die Geschichte der Mächtigen und der Ohnmächtigen dieser Ausstellung vorbereiten wollen.
In der Ecke ein vertrautes Bild. „Chorkreuz – Himmlischer Oberherrscher, thronend über Milliarden“, lautet Niessens Fußnote.
König David sind die beiden nächsten Stichworte, gefolgt von Senefa, Kain und Abel, Mursi und am Ende des Rundgangs König Xerxes.
Dazwischen Figuren, denen Niessen persönlich begegnete. Mohammed der Tuareg, Afrikanisches Requiem, Machmoud der Beduine, Der Ungeliebte. Sie haben ihm ihre Geschichte erzählt, er hat versucht, ihnen als Nachbar zu helfen.
Der Künstler hat den Figuren der Geschichten, die ihm die erzählten und seine Freunde wurden, und der Geschichten aus biblischer Zeit mit viel Einfühlungsvermögen ein Gesicht gegeben.
Und so spiegelt auch Heinrich Niessen sich in seinen Werken wieder.
Eine sehenswerte Ausstellung.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr.
Persönliche Führung nach Rücksprache: 0176-65107065
Fotos: Otto Rick